Deutschland rühmt sich damit, den Mutterschutz für Sternenmamas ausgeweitet zu haben. Doch er beginnt immer noch erst ab der 13. Schwangerschaftswoche. Die meisten Fehlgeburten passieren davor. Und auch, wenn es nur eine einzige Frau betreffen würde: Ich wünsche mir einen Mutterschutz ab dem ersten Tag der Schwangerschaft. Denn wir Sternenmamas verdienen so viel mehr.
Wir sind nicht auf Probe schwanger
Wenn es losgeht, ist es echt. Der Körper beginnt, einen kleinen Menschen zu bauen. Alles stellt sich um. Die Frühschwangerschaft wird jedoch nicht so genannt, weil sie uns besonders heilig ist, sondern weil wir damit wiederum das Abtreibungsrecht und die Forschung absichern. Wer abtreiben will, soll das bitte tun. Wer Stammzellenforschung will, soll sie bitte haben. Ich wünsche mir Entscheidungsfreiheit auf allen Ebenen. Das schließt für mich den Anspruch auf Mutterschutz ab Tag 1 mit ein.
Wir Sternenmamas verdienen nach einem Verlust in der Frühschwangerschaft Glückwünsche, Trauerfeiern oder eine stille Anteilnahme. Je nachdem, was wir brauchen und uns wünschen. Wenn wir in der akuten Überforderung noch nicht wissen, was das ist, dürfen wir mit Ritualen für uns selbst sorgen.
Perspektivwechsel: Wen schützt der (fehlende) Mutterschutz?
Ich finde es interessant, dass wir aus dem Job heraus in die Schwangerschaft hinein denken.
Das Leben bricht sich Bahn, die Welt öffnet sich für ein völlig neues, menschliches Lebewesen mit einer ganz eigenen und einzigartigen Erfahrung. Der Stoff der Realität krümmt sich, und das Bewusstsein erschafft eine nie dagewesene Komponente.
Und wir? Sind so vermessen und versuchen, das Wunder zu MANAGEN. Wir denken aus Unternehmenssicht und propagieren großzügig Familienfreundlichkeit und Frauenrechte. Dabei haben wir Frauen unser Allerheiligstes dem Leben selbst zur Verfügung gestellt. Als Sternenmamas sogar auch dem Tod.
Elternzeit oder Eltern auf Zeit?
Wenn wir Glück haben, treten wir die Elternzeit an. Ich bin sehr dankbar für die Entwicklung dahin, dass auch Väter sich mehr und mehr Zeit dafür nehmen.
Wenn wir jedoch Eltern auf Zeit sind, ist die Reise abrupt beendet, noch bevor sie begonnen hat. Um diesen Bruch in der Realität zu verarbeiten, habe ich den Roman “Der Krieger und der Mönch: Das kleinste Epos der Welt” geschrieben.
Mutterschutz beginnt in dir
Kein Gesetz der Welt kann einer Frau, die gerade ihr Kind verloren hat, geben, was sie so dringend braucht: Halt und menschliche Verbindung in einer soeben kollabierten Welt. Und selbst wenn es das Gesetz gäbe und sie nach Hause gehen dürfte, statt weiterzuarbeiten, wäre sie dort vermutlich allein und überfordert.
Deine Kollegin, Angestellte, Chefin, Freundin, Schwester, oder Cousine, die gerade noch schwanger war – sie braucht dich jetzt. Plötzlich stehst du hier, mitten im Leben, und sie dort, jenseits von gut und böse. Sie kämpft mit Selbstzweifeln, Trauer, Unglaube, und du wünschst dir irgendwie, zu helfen. Aber es gibt kein Handbuch und Fehlgeburt ist immer noch ein gesellschaftliches Minenfeld.
Dass du diesen Beitrag liest, hilft schon ungemein. Danke.
Erinnere dich (und sie) daran, dass sie gerade etwas Großes geleistet hat. Die Schwangerschaft, so kurz sie war, war ein Wunder. Das Baby in ihr ebenfalls. Und schließlich der Tod, der durch sie hindurch gegangen ist. Ihr Körper und ihr Geist haben etwas Unbeschreibliches geleistet. Ehre sie dafür.
Und bitte kümmere dich auch gut um ihren Partner. Für Sternenpapas ist es mindestens genau so schwierig, Worte für diese Erfahrung zu finden und in authentischer Verbindung zu bleiben.
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